Was ist die Bioenergetische Analyse?

Die Bioenergetische Analyse ist eine körperpsychotherapeutische Methode. Sie wurzelt in der Arbeit von dem Arzt Dr. Alexander Lowen, der bereits in den 50er Jahren in der Nachfolge von Wilhelm Reich die Grundlagen entwickelte.

„Sie integriert die Arbeit mit dem Körper, mit den interpersonellen Beziehungen des Patienten und mit seinen mentalen Prozessen; jeder dieser Aspekte wird mit den anderen in Beziehung gesetzt und im Hinblick auf sie interpretiert ... Die Bioenergetische Analyse setzt an bei der Realität des Körpers und seinen Grundfunktionen der Beweglichkeit und des Ausdrucks“. (A. Lowen)

Das Ziel von Therapie ist mehr als die Abwesenheit von Symptomen - es ist die Inbesitznahme von Lebendigkeit, Lust, Freude, Liebe - vibrierende Gesundheit.

Reich, ein Schüler Freuds, erforschte die Funktion und Wirkungsweise der Lebensenergie, wie er sie nannte, in der menschlichen Entwicklung. Er stellte u.a. fest, dass der Fluss der Lebensenergie notwendigerweise blockiert wird, wenn der Mensch sich aufgrund schmerzlicher und ängstigender Gefühle und Erfahrungen zurückziehen muss, um sich zu schützen.

Während Reich von einem energetischen Konzept ausging, haben Lowen und Lowens Schüler dieses zu einem Konzept von Erregung und Selbstregulation weiterentwickelt.

Bei chronischen Erfahrungen dieser Art, vor allem im frühen Kindesalter, zeigen sich diese Blockierungen habituell an einer flachen Atmung, in einer eingeschränkten Beweglichkeit und in einer mangelnden Lebendigkeit im Ausdruck. Sie dienen dazu, die beängstigenden Gefühle weiterhin abwehren zu können, sind somit zu verstehen als körperliche Äquivalente und Organisatoren der in der Tiefenpsychologie formulierten Abwehrmechanismen.

Dr. A. Lowen systematisierte die Erkenntnisse von W. Reich und stellte sie in einen ursächlichen Zusammenhang zu den Entwicklungsschritten in der Kindheit und deren phasenspezifischen Aufgaben und Versagenserfahrungen. Auf diesem Hintergrund lässt sich im Körper, seiner Haltung, seiner Bewegung, seinem Ausdruck und seinem Erregungsniveau die jeweilige Lebensgeschichte in ihren wesentlichen Aspekten ablesen. So wurde dann die eigentliche therapeutische Technik der Bioenergetischen Analyse entwickelt.

Im konkreten Verlauf der Therapie „liest“ der/die Bioenergetische AnalytikerIn zunächst den Körper (u.a. Körperhaltung, Augen- und Gesichtsausdruck, Qualität der Atmung, Gesamteindruck des Erregungsniveaus). Das so Gesehene wird in Zusammenhang gebracht mit den Beschwerden, der Geschichte, den vorherrschenden Gefühlen und erkennbaren kognitiven Grundüberzeugungen, worüber ein erstes gemeinsames Verstehen erarbeitet wird.

Bei der Durcharbeitung der Konflikte und der charakteristischen Grundproblematik gehen verbale Aufarbeitung und körperliche Interventionen Hand in Hand, ergänzen und bedingen sich gegenseitig. In diesem Kontext versteht der/die TherapeutIn auch das Übertragungsangebot des Patienten und achtet auf seine/ihre Gegenübertragungsgefühle.

Bestandteile körperlicher Interventionen sind: „Vertiefung der Atmung“, „Anregung unwillkürlicher Körperbewegungen“, „Arbeit am emotional verbundenen stimmlichen Ausdruck“ sowie Belebung des allgemeinen Erregungsniveaus zur Vertiefung der emotionalen Fühl- und Ausdruckstoleranz.

In der direkten Körperarbeit wird der blockierende Charakter der eigenen körperlich- seelischen „Lebenshaltung“ bewusst sowie die in ihm gebundenen Emotionen, die abgewehrt werden mussten. Häufig werden Erinnerungen wach, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit den abgewehrten Emotionen stehen. In der sprachlichen Aufarbeitung geht es um die Verknüpfung der Erfahrungen auf der körperlichen Ebene mit den seelisch-geistigen „Haltungen“ und um eine Integration der nun lebendig gewordenen Persönlichkeitsbereiche. Der Prozess geschieht behutsam und kann den Weg zu einer befriedigenderen Lebensgestaltung, zu mehr Lebensfreude, Genuss und Kreativität öffnen.

Ein zentrales Anliegen in der Bioenergetischen Analyse ist es, die Selbstheilungskräfte des Menschen zu aktivieren. Die hiermit verbundene Selbstentfaltung und der persönliche Wachstumsprozess beinhalten sowohl grundsätzlich als auch methodisch den freien Zugang zu den körperlich-biologisch verankerten Ressourcen für Selbstheilung und Selbstregulation, sofern lebensgeschichtlich eine Dysregulation mit chronischen (muskulären) Spannungsmustern eingetreten war. Eines der wesentlichen Ziele der Bioenergetischen Analyse ist, diesen Prozess in Bewegung zu halten, so dass der Körper sich zu einem lebendigen, persönlich-erlebten Körper entfalten kann. Lebendig sein heißt dabei: Lust und Lebensfreude zu spüren, um sich am schöpferischen Prozess des Lebens zu beteiligen.

Die ethischen Richtlinien, denen sich alle TherapeutInnen, die Mitglied des NIBA sind, verpflichten, finden Sie in der unteren Menüleiste.

Patienten-/Klientenhinweis:
Bioenergetische Analyse ist kein geschützer Begriff. Deshalb fragen Sie bitte immer nach, wo die Ausbildung absolviert wurde und ob der internationale Abschluß CBT - Certified Bioenergetic Therapist vorliegt, oder ob sich jemand in der klinischen Phase der Ausbildung befindet, also unter Supervision arbeitet.